Lebensräume und Werkstätten
Das Kosmos beheimatet verschiedene Lebensräume.
Uns ist wichtig, dass die Lebensräume dem Inhalt dienen, diesen unterstützen und ein Stück weit auch vorgeben. In den Räumlichkeiten der Menschen dienen die Gesetzmässigkeiten und Regeln dem Inhalt, dem sich die Menschen in diesem Raum widmen. Diese Gesetzmässigkeiten sind sichtbar und klar kommuniziert und geben den Kindern und Jugendlichen als Besucher*in des Lebensraums und den Tieren als Bewohner Sicherheit, Geborgenheit und Struktur.
Die Lebensräume, Werkstätten, Ateliers werden abhängig von den Interessen, Freuden und Kenntnisse der Mitarbeitenden erweitert.
Lebensraum Pferde und Ponys
Wir wissen um die grosse Bandbreite an positiven Wirkungsmechanismen, die Tiere im Menschen auslösen können und ihm so zu positiven Entwicklungen und sogar Heilung verhelfen (siehe Kapitel Umgang und Arbeit mit Tieren). Pferde und Ponys nehmen für uns in der tiergestützten Intervention einen ganz besonderen Stellenwert ein, da sie über Eigenschaften verfügen, die für den Menschen in hohem Masse wertvoll sein können. Auf diese möchten wir im Folgenden näher eingehen und aufzeigen, weshalb wir ein so kostenintensives Tier für unser Projekt wählen.
Pferde werden in verschiedensten Bereichen zur Weiterentwicklung und Therapierung von Menschen «eingesetzt».
Vom Pferd getragen zu werden generiert positive Effekte auf Motorik, Gleichgewicht, Perzeption und Koordination. Durch das Kontaktanliegen am Tier erfolgt eine basale Stimulatioon und die Schaukelbewegungen stimulieren das Geleichgewichtstraining. So kann die Motorik auch passiv stimuliert und aktiviert werden (von grossem Vorteil für die Behindertenpädagogik). Kinder mit geistigen und/oder körperlichen Einschränkungen erleben schon früh motorische Misserfolge. Reiten kann ein neues, positives Gefühl von Bewegung wecken. Ausserdem kommt es zu multisensorischer Stimulation, d.h. verschiedenste Sinneseindrücke werden angesprochen und die Wahrnehmung wird geschult
Das breite Einsetzen von Pferden in der Tiergestützten Pädagogik liegt am liebevollen Wesen und Charakter dieser Tiere. Menschen in erschwerten Lebenssituationen haben oft den Kontakt und das Gefühl für sich selbst verloren. Ihr Leben wird meist von ihrer Krise (psychische Erkrankung, schwierige Verhältnisse, usw..) bestimmt. Pferde sind eine grosse Unterstützung darin, aus dieser Fremdbestimmung zurück in die Selbstbestimmung zu finden. Das liegt an ihrem Charakter, an ihrer Art zu kommunizieren und ihrer Fähigkeit dem Menschen ein Spiegel zu sein. Pferde können mit ihren hochsensiblen Sinnesorganen Stimmungen sowohl von Artgenossen, als auch von Menschen erkennen, deuten und instinktiv auf sie reagieren. Das liegt ihrem Wesen als Flucht und Beutetier zu Grunde, denn in freier Wildbahn ist das unmittelbare Reagieren auf Körpersignale anderer Herdenmitglieder überlebenswichtig. Wenn ein Pferd eine Gefahr wahrnimmt, spüren die anderen Herdentiere den Stress und die Angst und kopieren die Reaktion, um allfälligen Gefahren zu entkommen.
Pferde sind im Gegensatz zu Hunden und Katzen, die bellen, knurren, miauen oder schnurren fast komplett leise. Sie kennen die in der menschlichen verbalen Kommunikation oft mitgegebenen Spannungen und Verwirrungen von Lüge, Ironie oder Sarkasmus nicht. Sie kommunizieren nonverbal und komplett ehrlich. Die Fähigkeit des Pferde, Stimmungen wahrzunehmen, Körpersprache zu deuten und unmittelbar auf sie zu reagieren, ist für die pferdegestützte Arbeit/Therapie/Pädagogik von zentraler Bedeutung. Pferde spiegeln ihr gegenüber und machen ihm somit seine inneren Prozesse äusserlich sichtbar. Das Pferd reagiert unmittelbar auf jede unserer Gewichts- und Haltungsveränderungen und genauso sensibel auf unsere psychische Stimmungslage.
Ein Tier mit dieser Grösse anzufassen, zu streicheln und zu pflegen deckt die Sehnsucht nach Nähe, Hautkontakt, Emotionalität und Wärme ab. Menschen in erschwerten Lebenssituationen fällt der Aufbau einer Beziehung zu einem Pferd oft leichter als zu einem Menschen, da ein Pferd nicht fordert sondern spiegelt.
Das Pferd verkörpert ein starkes, stolzes, kraftvolles und empathisches Wesen, das fähig ist, enge Bindungen in einer zusammenhängenden sozialen Gruppe einzugehen. Das sind Wesenszüge, die Kinder und Jugendliche in Krisen oft wieder zu entwickeln versuchen.
Die Arbeit mit Pferden und Ponys deckt für unsere Projektidee so viel Wichtiges ab, dass sie ein ganz grundlegender Pfeiler des Kosmos sind. Da dieser Lebensraum im Vergleich zu anderen Tieren sehr kostenintensiv ist, können wir uns auch vorstellen, dies mit «Privatpferden» zu ermöglichen.
Lebensraum Hühner
Hühner eignen sich auf vielfältige Weise. Sie sind sehr intelligent, aufmerksam und kommunikativ und können Farben sowie Formen unterscheiden. Ausserdem sind sie dem Menschen zugewandt, erkennen Personen wieder und sind äußerst neugierig. Ihr weiches Gefieder kann gestreichelt werden und Hühner lassen sich leicht aus der Hand füttern. Hühner haben eine entspannende, beruhigende Wirkung auf den Menschen (hilfreich bei Unruhe, ADHS...). Hühner laufen zudem durch kleine Hindernisparcours, klettern über Äste oder lassen sich mit Futterspielen beschäftigen. Das fördert neben den sozialen und emotionalen Bereichen auch die Motorik der Kinder und Jugendlichen.
Dass wir aus der Hühnerhaltung Eier gewinnen, erachten wir als ein schönes Erlebnis für die Kinder und Jugendlichen. Auch das Erleben von der Entstehung von neuem Leben und der Aufzucht von Jungtieren lässt sich mit Hühnern ohne grossen Aufwand realisieren. Der Lebensraum der Hühner soll ihrem Bedürfnis nach Auslauf und eigener Futtersuche als auch sicheren Rückzugsmöglichkeiten Rechnung tragen.
Im Vergleich zu den Pferden ist die Hühnerhaltung nicht mit grossen finanziellen und räumlichen Investitionen verbunden.
Der grosse Auslauf zeichnet sich aus durch verschiedene Böden, ausreichend und diverse Bepflanzung in abwechslungsreicher Gestaltung, so dass auch Rückzugsmöglichkeiten, Schattenzonen und Verstecke im Aussenbereich gegeben sind. Ein Teil des Aussenbereichs muss gedeckt sein.
Der Stall bietet ausreichend Platz mit erhöhten Sitzgelegenheiten, Stangen und Nistplätzen. Durch kleine Bäume und Sträucher muss das auch im Aussenbereich ermöglicht werden.
Im Aussenbereich müssen Wasser und Körner stets zur Verfügung stehen. Daneben finden die Tiere im Aussenbereich verschiedene Futterpflanzen, lebendige Böden und Insekten (Bepflanzung).
Lebensraum Gartenbau
Die Kinder und Jugendlichen produzieren im Lebensraum Gartenbau Gemüse, Früchte und Kräuter für den Eigengebrauch des Kosmos. Dabei erleben sie eine nachhaltige, die Biodiversität fördernden Art und Weise des Anbaus. Wir bewirtschaften die Erde nach der Philosophie der Permakultur.
Der Garten bietet auch vielen Tieren einen Lebensraum, so dass die Abläufe und Wunder der Natur täglich erlebt, beobachtet und gefördert werden können (wie die Entwicklung von der Raupe zum Schmetterling, von anderen Insekten oder auch von Amphibien, sowie das Beobachten von Reptilien und Vögeln.)
In den Wintermonaten werden die Kräuter und Pflanzen zu heilsamen und pflegenden Produkten verarbeitet.
Die Kinder und Jugendlichen lernen im Lebensraum Gartenbau Lebenskreisläufe kennen (siehe auch Lebensraum Küche.)
Lebensraum Küche
In der Küche bereiten die Kinder und Jugendlichen das tägliche Mittagessen für alle vor. Ausgehend von den Nahrungsmitteln aus dem Gartenbau/Eier der Hühner planen sie die Menus und tätigen die Einkäufe. Dabei wird auf ein nachhaltiges, gesundes und faires Wirtschaften geachtet.
Die Lebensräume Küche und Gartenbau arbeiten eng zusammen. Saisonal werden in der Küche auch Produkte eingemacht und Heilpflanzen und Kräuter zu Salben, Ölen und Tees verarbeitet.
Beim Kochen und Verarbeiten von frischen Produkten, die im eigenen Gartenbau gewachsen sind und beim Rückführen des Komposts in den Garten, erleben die Kinder und Jugendlichen einen natürlichen Kreislauf und einen achtsamen Umgang mit wertvollen Ressourcen.
Lebensraum Holzwerkstatt
In der Holzwerkstatt erhalten die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit, mit ihren Händen etwas Beständiges zu erschaffen. Der Prozess von der Idee bis zum fertigen Produkt spricht die kreativen und handwerklichen Fähigkeiten an. Kompetenzen wie Geduld, Ausdauer und lösungsorientiertes Denken werden geschult. Die angenehme Haptik, der Duft und die Geräusche die beim Bearbeiten entstehen sprechen verschiedene Sinne an. Holz ist vielseitig und robust, in der Arbeit muss die eigene Kraft dosiert und mit Gefühl eingesetzt werden.
In der Werkstatt können handwerkliche Arbeiten für das Kosmos und damit für die Gemeinschaft (Ställe bauen, Renovationen, Möbel, Zäune etc.) oder aber auch eigene Ideen umgesetzt und angefertigt werden. Wie die Produkte aus dem Gartenbau, können auch die Produkte aus der Werkstatt zum Verkauf angeboten werden.